Natürlich wollten wir wissen, wie es Lillis vier Kindern geht. Wir berichteten hier zuletzt darüber. Wir statteten ihr am 10.07.19 einen neuen Besuch ab. Bei Ankunft standen die vier Jungstörche im Nest und alle sahen gut genährt aus.
Lilli war nicht zu sehen, bestimmt war sie auf Futtersuche und die vier warteten wohl auf ihre Rückkehr. Nach einiger Zeit dauerte einem der vier es dann doch zu lange und er flog vom Nest. „Juhu, sie sind flügge!“ Er drehte zunächst einige Runden über der Aue und leider auch in Richtung Bahngleise. Dort flog er mehrmals unter den Oberleitungen hindurch, bis er dann doch wieder Richtung Aue abdrehte und im Gras landete. Zum Glück kam in diesem Moment kein Zug auf der doch sehr befahrenen Zugstrecke Richtung Fulda.
Nach und nach flogen sechs weitere Störche, es handelte sich um Altstörche, auf der Aue ein und begaben sich sofort auf Futtersuche. Lilli war nicht dabei.
Auch Storchenkind Nr. 2 hob vom Nest ab und flog hinunter zu seinem Geschwisterchen, blieb dort aber nicht lange, sondern marschierte in Richtung der Altstörche und suchte auch nach Futter.
Nach einer ganzen Weile erschien am Himmel ein weiterer Storch, steuerte den Horst an: es war Lilli. Sie begrüßte ihren Nachwuchs im Nest mit lautem Geklapper und flog anschließend hinunter auf die Wiesen zu den beiden anderen Jungstörchen. Was dann geschah, war unglaublich. Lilli begann Jagd zu machen auf die sechs Altstörche, scheuchte sie auf und flog ihnen mehrmals über die Aue hinterher. Sie duldet wohl keine Fremden in ihrem Revier.
Der Jungstorch ließ sich davon nicht abhalten, weiter die Wiesen nach Futter abzusuchen. Etwas später hatte er wohl genug von seinem Ausflug auf die Wiesen, erhob sich in die Luft, drehte zwei Runden um den Horst und landete wieder bei den dort verbliebenen zwei Geschwisterchen.
Nachdem die sechs Fremdstörche erneut von einem Ende der Aue versuchten, zu ihrem ersten Futterplatz zu gelangen, griff Lilli sofort wieder an. Letztendlich gaben die Fremdstörche auf und zogen sich zurück. Lilli gesellte sich zu ihrem anderen auf der Wiese verbliebenen Nachwuchs und hielt weiterhin Wache.
Futter hatte sie keines mitgebracht, aber zumindest hat sie es jetzt leichter mit der Nahrungsbeschaffung, nachdem der Nachwuchs flügge ist und sich schon selbst auf den Wiesen bedienen kann.
„Pass weiterhin gut auf deinen Nachwuchs auf, Lilli! Du bist eine tolle Storchenmama!“, riefen wir ihr zu, als wir ihr Areal wieder verließen.